Rocktrip Slowenien

Rocktrip Slowenien

Gerade sind wir auf einen Tourenbericht aus dem Archiv gestoßen. Im Jahr 2012 machten sich einige Jugendliche der Sektion auf gen Osten…
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Die Idee:

Wie kommt man darauf nach Slowenien klettern zu gehen? Normalerweise sucht man im Internet oder in der heimischen Führersammlung nach Gebieten und beschließt dann einfach, nach genaueren Recherchen, dort hin zu fahren.  Normalerweise eben- bei uns war das etwas komplizierter. Begonnen hatte alles mit einer, von Stefan im Programm ausgeschriebenen, achttägigen Tour ins Vorderrheintal. Soweit so gut, ein sehr schönes Ziel. Allerdings musste sich Stefan dann genau in dieser Zeit einer Augenoperation unterziehen, womit er raus war. Tourenführer also weg- warum denn nicht auch ein neues Ziel?
Gabriel und ich nahmen die Sommerurlaubsplanung also in die Hand. Es sollte ein uns bisher unbekanntes Sportkletterziel irgendwo in Europa sein. Ein bisschen Abenteuerurlaub so zu sagen. Wir hörten uns einfach einmal um, suchten ein wenig im Internet und kamen zu dem Schluss, dass Finale Ligure wohl ein wunderbares Ziel wäre. Nachdem dieses Ziel mehr oder weniger ausgearbeitet war, stellten wir fest, dass es dort im Sommer einfach viel zu heiß sein könnte. Also wieder von vorn. Etwas später kam Gabriel mit einer Idee auf mich zu, welche mich sofort begeisterte: Slowakei, genauer gesagt die slowakischen Mittelgebirgsfelsen. Dieses Land war bis dahin ein weißer Fleck auf meiner Landkarte; irgendwo im Osten- bestenfalls hatte ich das ein oder andere Mal im Zusammenhang mit alpinen Klettertouren in der hohen Tatra davon gehört; aber genau dieses Unbekannte reizte mich daran. Also begann ich, alles, was es zum Klettern an slowakischen Mittelgebirgsfelsen gab, durchzulesen. Erstaunlich schnell war ich damit fertig- es gab halt einfach kaum etwas im Internet. Ein einziger Zeitschriftenartikel und vereinzelte Forenbeiträge- das war es. Und ich war dennoch überzeugter von diesem Land als jemals zuvor. Nun wäre allerdings noch zu klären, wie Gabriel denn gerade auf die Slowakei kam: Jochen war schon einmal in Slowenien, erzählte davon, überzeugte Gabriel, welcher dann aber einfach die beiden, zugegeben sehr ähnlich klingenden Länder, verwechselte. Irgendwann haben wir diesen Fehler bemerkt und auf Grund fehlender Informationen, welche für eine geführte Jugendtour dann doch zumindest in Grundzügen vorhanden sein sollten, beschlossen wir, nach Slowenien zu fahren. Wir fanden sogleich drei weitere Teilnehmer, welche das doch etwas abenteuerlicher angehauchte Slowenien, Klettergebieten in Frankreich, Österreich und der Schweiz, ebenfalls vorzogen. Der Termin stand auch schon fest- also konnte es losgehen mit exakteren Planausarbeitungen: Führer und Karten kaufen, für die Reise relevante Landesspezifikationen herausfinden, Reiseroute festlegen, einkaufen, Bus packen und ganz wichtig: Der Vorfreude ungebremst ihren Lauf lassen.
(Um das Ganze nicht unnötig zu verkomplizieren wurden einige Zwischenstationen weggelassen; in etwa einen Monat nach unserem Urlaub bekam ich eine sehr große Email von einem netten Mann, den ich in einem Internetforum zum Thema Slowakei kontaktiert habe: Sie enthielt wohl alle Topos, die es zu slowakischen Mittelgebirgsfelsen gibt)
Die Anreise
Freitag, 17.08.12: Schon das kleinste Kind weiß: Wer zu großen Taten aufbrechen will, muss früh raus. Entsprechend bald trafen wir uns auch zur Abfahrt. Alles passte ausnahmsweise bequem in den VW Bus- wir waren ja nur zu fünft. Mit den Worten eines berühmten schweizer  Steinbocks: „Ausrüstig wia für a Mondlandig“.
Die Fahrt startete gut, die ersten 10 min waren alle glücklich. Als ich allerdings zum Überholen eines LKWs ansetzen wollte- naja- ging halt nichts. Zuerst waren alle, inklusive mir, der Meinung, dass der Fahranfänger seinen Führerschein wohl irgendwo gewonnen haben musste. Nachdem aber verschiedene Fahrer durchgewechselt hatten und das Problem nicht gerade besser wurde beschloss man, mit der noch zur Verfügung stehenden Leistung, welche immerhin noch für 90 km/h reichte, zu einer Werkstatt in Augsburg zu fahren. Nach ein wenig Suchen fanden wir auch die Erste: Die Männer waren eindeutig vom Fach. Leider täuschte der erste Eindruck wie so oft und man konnte nur unsere bisherige Vermutung ausschließen; es war  zumindest nicht die Kupplung. Wir wurden zu einer andern Werkstatt weitergeschickt, wo uns das Personal dann noch kompetenter vorkam und man uns genau das bestätigte und auch logisch erklären konnte, was 15 min zuvor ausgeschlossen wurde: Unsere Kupplung reichte mit viel Glück noch nach Hause. Doch was dann? Mit dem Rad ins Eselsburger Tal? Nicht ganz: Joachim hatte noch einen Joker versteckt: Der einundzwanzig Jahre alte Nissan Bus in der Garage seiner Familie! Wir beschlossen eine Rückfahrt zu riskieren und zuckelten mit 70 km/h in die eigentlich falsche Richtung, um das Fahrgestell zu wechseln. Dort wurden wir dann erst einmal mit Kaffee empfangen und dem Bus vorgestellt. Sofort war uns klar: Nun hatten wir definitiv ein Platzproblem.  Also wurde komplett umgepackt, nur das allerwichtigste mitgenommen und Tetris auf höchstem Level gespielt.  Um 10 Uhr brachen wir dann ein zweites Mal auf in Richtung Südosten und tatsächlich erreichten wir Stunden später, Dank Joachim, der zumindest etwas Erfahrung mit den Eigenheiten, die solch ein älteres Fahrzeug nun mal mit sich bringt, hatte,  die Grenze Sloweniens.
Slowenien
Ich schreibe diesen Tourenbericht nun drei Monate später und dennoch kann ich mich an meinen ersten Eindruck von Slowenien noch äußerst deutlich erinnern: Wald- weit und breit nichts als Mischwald, der auf Grund der Sommertrockenheit schon in allen erdenklichen Herbstfarben leuchtete. Wir hatten uns zuvor schon im Internet den einen oder anderen Campingplatz herausgesucht und entschieden uns nun spontan für einen direkt am Bohinjsee gelegenen. Zu unserer Fahrt dorthin wäre noch ein sehr skurriler Ort mit dem netten Namen Bled zu nennen. Da unsere Reiseroute uns aber leider doch nicht erneut durch dieses kleine Städtchen führen sollte, kam nie ein Bild mit uns und einem „Sau“-Schild in der Hand vor dem Ortsschild zustande; saubled eigentlich… Unsere erste Handlung, als wir am Campingplatz ankamen, welcher, wie zu erwarten, im Wald lag, war, im See schwimmen zu gehen. Später bauten wir dann irgendwo im Wald- es gab keine fest abgegrenzten Plätze- unsere Zelte auf und ließen den Tag  beim gemeinsamen Essen ausklingen. Gespannt, was uns hier an Kletterfelsen und Erlebnissen die nächste Woche begegnen würde, legten wir uns schließlich schlafen.
Samstag, 18.08.12: Am nächsten Morgen machten wir uns auf zum ersten Klettertag in diesem Land. Bei der Anfahrt hatten wir einen Felsen unweit vom Campingplatz gesehen, der zudem im Führer verzeichnet war. Vormittags kletterten wir dort und trotz der eigentlichen Augusthitze sollen Personen anwesend gewesen sein, die sich im dichten Laubwald eine lange Hose herbeigewünscht haben. Um dann noch etwas von der Sonne abzubekommen und alle Teilnehmer glücklich zu machen, zogen wir nachmittags an einen zu Fuß erreichbaren Felsen in der Sonne um. Statt moosigem Lochkalk im dichten Urwald erwartete uns hier Sonnenschein an flachen Reibungsplatten. Schnell stellten wir fest, dass die Slowenen sich bemühen allen Vorurteilen zu entsprechen und,  wie man es in östlichen Alpenregionen erwartet, ihre Routen unverhältnismäßig hart bewerten, was uns dann anfangs doch etwas deprimierte.  Nur Gabriel gelang es wieder einmal eindrucksvoll allen Anwesenden sein Können zu beweisen. Tags zuvor hatten wir schon festgestellt, dass am Kiesstrand des Sees vereinzelt Überreste von Lagerfeuern waren und so beschlossen wir, dort, am Ufer des größten Slowenischen Sees, bei Sonnenuntergang zu grillen. Nebenbei bemerkt hat Sloweniens größter See allerdings gerade mal eine Wasseroberfläche von gut 3 km², was, zum Vergleich, in etwa 20% des Allgäuer Forggensees ausmacht. Ein bis zwei slowenische Bier später, nachdem das großteils aus Treibholz bestehende Feuer heruntergebrannt war, legten wir uns, nach einem durchaus zufriedenstellenden ersten Klettertag, ins Zelt zum Schlafen.
Sonntag, 19.08.12: Obwohl es Sonntag war, wollten wir natürlich nicht faul herumsitzen, sondern Klettern- was auch sonst. Ein Kletterfelsen in der Umgebung war schnell gefunden, der dazugehörige Parkplatz ebenfalls. Leider war allerdings nach den beschriebenen 15 Minuten Zustieg weit und breit nur Wald in Sicht. In dem festen Glauben, auf dem richtigen Weg zu sein, stiegen wir allerdings immer weiter bergauf, bis wir letztendlich den Gipfel des Hügels erreicht hatten. Dort wurden wir mit einer wirklich lohnenswerten Aussicht über das gesamte Tal und von einer Herde Ziegen empfangen. Also beschlossen wir hier erst einmal eine Pause einzulegen und die Aussicht zu genießen. Man sagt Ziegen ja eine sehr hohe Intelligenz nach und da ich mich nach drei Tagen doch etwas nach intellektuellerer Gesellschaft sehnte, kamen wir uns schnell näher. Zumindest, bis sie von mir ein brüderliches Teilen meines Proviants erwarteten; sofort war unsere Freundschaft wieder beendet. Schade eigentlich; doch es war wie so oft im Leben: Reichst du ihnen den kleinen Finger, so wollen sie sogleich die ganze Hand. Sie hätten mir mehr Zeit geben sollen und die Sache etwas ruhiger angehen müssen. Gegen Mittag machten wir uns an den Abstieg zurück zum Parkplatz, wagten es, einen anderen Weg zum selben Felsen zu finden und wurden dafür auch nach wenigen Minuten Fußmarsch belohnt. Nachmittags kletterten wir also und abends nutzten wir die Campingplatzbäume, um unsere Slackline aufzuspannen.
Montag, 20.08.12: Nach zwei Tagen Anstrengung hatten wir für heute beschlossen, unseren Fingern einen Tag Pause zu gönnen. Schon viel hatten wir von der Soča, diesem türkisblauen Fluss, von dem alle Wildwasserfans so schwärmen und dessen Farbe mit nichts auf der Welt vergleichbar ist, gehört. Also fuhren wir durch Wälder, kleine Dörfer uns hügelige Passstraßen, bis wir uns auf einer Brücke direkt über diesem Fluss befanden. Und der Anblick war wirklich fast atemberaubend und so faszinierend, dass wir einfach mitten auf jener Brücke anhielten und ausstiegen, was uns später das Hupen eines LKW Fahrers einbrachte. Im Reiseführer hatten wir davon gelesen, dass man in den Orten entlang des Flusses günstig Kajaks mieten konnte, um damit Paddeln zu gehen. Also fuhren wir Flussaufwärts, wurden aber nicht wirklich fündig. Irgendwann folgten wir einfach der Straße zu einem Campingplatz oberhalb des Flusses. Dort tranken wir im gemütlichen Biergarten erst einmal etwas- es hatte ja schließlich die für diesen Breitengrad im August üblichen Temperaturen von um die 30°. Beim Bestellen fiel uns der Flyer eines Rafting- und Kajaktourenanbieters auf. Wir fragten nach und wurden sofort telefonisch mit dem Besitzer verbunden. Er erklärte uns, dass Kajaktouren auf Grund des niedrigen Wasserstandes nur schwer möglich seien und er uns eine geführte Raftingtour empfehlen würde. Auf Grund seiner seriösen Stimme und des in unseren Augen fairen Preises, sagten wir einer Tour am Nachmittag zu. Bis dahin hatten wir noch einige Stunden zu überbrücken und so stiegen wir über einen kleinen, steilen Pfad vom Campingplatz aus zum Fluss hinab. Bis auf ein paar weitere Sonnengenießer umgab uns in diesem tief eingeschnittenen Flusstal Idylle pur. Die ersten Badeversuche wurden durch lautes Aufschreien begleitet, da uns das Wasser trotz oder vielleicht gerade auf Grund der hohen Lufttemperatur eiskalt vorkam, und da einen die Strömung, sobald man etwas weiter in die Mitte schwamm, sofort mitriss. Zum längeren Schwimmen war dieser Fluss also zumindest nicht geeignet allerdings schwebte Joachim und mir die Idee vor, die Slackline über den Fluss zu spannen und dann darauf zu balancieren. Ein geeigneter Stein in der Mitte des Flusses als Startpunkt war sogleich gefunden und auch ein kleiner Baum  am anderen Ufer wartete nur darauf, uns als Anschlagpunkt zu dienen. Allerdings verlangte es sogar Christian alle bei der Seepferdchenausbildung erlernten Fähigkeiten ab, um ans andere Ufer zu kommen, ohne dabei allzu weit abzutreiben. Schließlich gelang es allerdings die Slackline akzeptabel zu spannen und die ersten Balanceversuche über dem Türkisblauen Wasser konnten beginnen. Mehr als ein Schritt war aber in der ersten Übungsstunde einfach nicht drin. Wir hatten die Schwierigkeit unterschätzt, das Gleichgewicht bei einem bewegten Untergrund zu halten. Die ersten Versuche liefen etwa alle nach dem gleichen Muster ab: Aus dem Wasser auf den Stein klettern, dort fünf Minuten stehen bleiben, um wieder aufzutauen, einen schnellen Schritt auf der Slackline machen, Gleichgewicht verlieren, beim Fall nach der Line zu greifen, um nicht zu stark abgetrieben zu werden, sich an dieser wieder zum Felsen hangeln, hochklettern und erneut auftauen. Es dauerte äußerst lange, bis wir zumindest die Hälfte erreichten. Weiter ist leider keiner gekommen. Und das, obwohl wir durch immer mehr Schaulustige angespornt wurden. Doch irgendwann waren wir einfach völlig durchgefroren und mussten sowieso wieder zurück zum Auto um dort auf unsere Raftingtour zu warten. Vom Chef persönlich wurden wir abgeholt und fuhren ihm zu seinem Haus, in der Mitte einer recht schönen Stadt, hinterher. Dort bekamen wir Neoprenanzüge und Helm und wurden, mit rasantem Fahrstil,  in einem Kleinbus mit unserem Raft auf dem Dach, Flussaufwärts befördert. Gestartet wurde dann in sehr seichtem Wasser mit äußerst sanfter Strömung, wo unser Guide, welcher kaum älter als wir war, uns die grundlegenden Kommandos und Paddeltechniken beibrachte. Doch schnell wurde die Strömung stärker und immer mehr Hindernisse galt es geschickt zu überwinden.  Zwischendurch wurde eine Pause eingelegt und uns die Möglichkeit geboten, auf einen neun Meter hohen Fels zu klettern und von dort ins Wasser zu springen. Es sollte nicht der letzte Sprung aus großer Höhe in diesem Urlaub sein. Letztendlich durfte Anna uns mehr oder weniger gekonnt zum Ufer manövrieren, wo wir ausstiegen um das Raft zur Straße hochzutragen, wo ein anderer Bus inzwischen auf uns wartete. Abschließend bekamen wir noch einen selbstgebrannten Schnaps vom Chef und wurden zu unserem Bus zurückgefahren. Da es schon zu spät war um einzukaufen, ließen wir uns eine Pizzeria empfehlen und gingen dort essen. Wir wurden vom Kellner sogleich als „Deutsche Kapitalisten“ erkannt, doch das Essen war gut. Leider hatten wir unsere Zelte nicht mitgenommen und so mussten wir den weiten Weg zum Campingplatz, welcher schon von mehreren Slowenen als schmutzigster der Umgebung, was beim Anblick der Sanitäranlagen auch angemessen war, zurückkehren. Auch hier war ich wieder von Joachims hochkonzentrierter und angenehmer Fahrweise überrascht. Immerhin hatten wir einen anstrengenden Tag hinter uns.
Dienstag, 21.08.12: Wie schon beschrieben kam es im Voraus zu Verwechslungen zwischen Slowenien und der Slowakei. Um diese ein für alle Mal zu verhindern, wurde Ersteres von Christian kurzerhand in „Land am Meer“ umbenannt. Es besitzt tatsächlich einen kleinen Teil der Adriaküste und da die meisten von uns schon seit Jahren kein Salzwasser mehr gesehen hatten, wollten wir die restlichen Tage an einem Campingplatz am Meer verbringen. Am kleinen Küstenstreifen Sloweniens wurden wir auf der Karte und im Führer nicht fündig und so beschlossen wir das Land zu wechseln und im Grenznahen Sistiana, also in Italien, unsere Zelte aufzuschlagen. Gerade diesen Ort wählten wir aus, da ich im Internet von Deepwatersoloingmöglichkeiten in der Nähe gelesen hatte. Für alle, die mit dieser modernen Spielform des Free-Solo-Sportkletterns nicht vertraut sind: Deepwatersoloing (kurz DWS) = Naufklettra und Neihupfa ins Wasser. Auf unserer Anfahrt dorthin durchquerten wir Slowenien nahezu komplett von Nord nach Süd und benötigten zudem noch eine Stunde, um einen Kletterfelsen, den wir als Zwischenstopp eingeplant hatten, zu finden.
Italien
Abends kamen wir dann an einem Platz an, welcher das genaue Gegenteil in Sachen Sauberkeit und Ordnung unseres vorherigen darstellte. Ihre unglaubliche Lage hatten jedoch beide gemeinsam. War der eine noch am ruhigen Seeufer mitten im Wald verborgen, so thronte diese riesige Campinganlage ungefähr 60 m über dem Meer am Rande einer steilen Felsküste. Was will man mehr? Gabriel und Anna beschlossen noch zum Meer abzusteigen, während sich Christian, Joachim und ich mit dem Pool als Erfrischung zufrieden gaben und die Zelte aufbauten und kochten. Von weiteren skurrilen Slacklineversuchen, die unter anderem mit dem ein oder anderen Glas Wein zu tun hatten, will ich nun nicht weiter berichten, um den Leser, welcher wohl eigentlich Kletterabenteuer erwartet, nicht weiter zu langweilen.
Mittwoch, 22.08.12: Heute machten sich alle gemeinsam auf zum Meer, wo wir einen schönen „normalen“, d.h. mit Bohrhaken versehenen Kletterfelsen mit vielen schönen Versinterungen vorfanden und einen, dessen Routen direkt vom Wasser aus starteten. Zuerst wollten wir ein bisschen ganz normal klettern, was uns dann aber schnell zu heiß wurde, da der Fels noch in der prallen Sonne lag. Also erkundeten wir die Möglichkeiten des anderen und die Landezone im Wasser. Wir kamen zu dem Schluss, dass es wohl eine machbare Route mit ausreichend tiefem Wasser darunter gab. Diese endete in 15m Höhe in einem Loch in der Wand. Die ersten Versuche scheiterten, da der Mut fehlte, höher zu steigen. Weitere Versuche, da die Kraft inzwischen ausgegangen war. Also wendeten wir uns wieder dem inzwischen schattigen anderen Felsen zu. Während wir so kletterten hörten wir ein lautes klatschen. Die Ursache hierfür war ein maximal vierzehnjähriger Junge, welcher vom beschriebenen Loch in der Wand, wohlgemerkt ohne Kletterschuhe, ins Meer gesprungen war. Da wir das Gesicht noch nie in einer Kletterzeitschrift gesehen hatten, schlossen wir, dass er unmöglich durch Klettern diese Höhe erreicht haben konnte. Schnell fanden wir heraus, wie er dennoch in das Loch gelangt war. Der Fels war völlig ausgehöhlt und wohl eine aus Kriegszeiten stammende Bunkeranlage. Der Eingang war nur notdürftig durch Baustahl versperrt worden, was es sehr einfach machte ins Innere zu gelangen. Im Halbdunkeln folgten wir einem Stollen bis zu einem Lichtpunkt; dort vermuteten wir zu Recht den Ausstieg der Kletterroute. Von oben sahen 15 m noch wesentlich höher aus als von der Wasseroberfläche, doch nach einigem Zögern sprangen wir schließlich hinunter. Nur Gabriel hatte sich nicht unserer Erkundungstour angeschlossen- für ihn stand fest: Entweder kletternd zum Loch- oder gar nicht. Als wir genug gesprungen, geschwommen und geklettert waren, gingen wir zurück zum Campingplatz und ließen den Tag erneut mit Slacklinen ausklingen.
Donnerstag, 23.08.12: Es war unser letzter kompletter Urlaubstag. Die Tagesplanung war dieselbe wie gestern. Christian, Anna und ich hatten weiter hinten an der Küste noch weitere potentielle Felsen gesehen und schwammen etwa eine halbe Stunde dorthin, was mir, durch immer wiederkehrende Krämpfe in den Fußsohlen, nicht gerade einfach gemacht wurde. Dort angekommen stellten wir fest, dass sogar vom Salzwasser stark verwitterte Normalhaken steckten, man aber wohl von einem Boot aus sichern müsste, da das Wasser nicht annähernd tief genug war. Als wir wieder zurückschwammen sahen wir jemandem im oberen Drittel der DWS-Route, der sich bei genauerem Hinsehen als Gabriel entpuppte. Er hatte die Schlüsselstelle tatsächlich überwunden! Oben am Loch angekommen strahlte er uns glücklich entgegen, beim Blick nach unten begann er allerdings zu zögern- nun war er doch tatsächlich 15 m nach oben geklettert- immer mit der Gefahr bei einem Sturz unkontrolliert auf dem Rücken zu landen- und nun traute er sich nicht, gerade nach unten zu springen. Nach einigem Zögern und ein paar Zurufen von unten sprang er dann natürlich aber doch. Nun motiviert, versuchten auch wir die Route noch einige Male, konnten sie aber nie beenden. Nur Gabriel schaffte noch zwei oder drei Wiederholungen. Wir begnügten uns damit aus dem Loch zu springen, das wir, wie schon beschrieben, weiterhin durch die Bunkeranlage erreichten. Am Abend kochten wir ein letztes Mal und begonnen dann schon unsere Sachen zu packen, um am nächsten Morgen so bald wie möglich die Heimreise antreten zu können, da Joachim und ich am Tag darauf schon wieder in den nächsten Urlaub fahren wollten.
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Freitag, 24.08.12: Das Packen, sowie die Heimreise, bei der wir erneut Slowenien ganz durchquerten und der Soča fast in ihrer ganzen Länge folgten, verlief ohne weiter nennenswerte Zwischenfälle. Joachim und sein gleichaltriger Bus brachten uns sicher zurück nach Hause.
Fazit
Die Tour hat uns allen sehr viel Spaß bereitet. Slowenien ist auf jeden Fall eine Reise wert. Viele weitere Sportarten, wie Mountainbiking, Wandern, Bergsteigen, Canyoning und das Befahren von Höhlen können hier wochenlang betrieben werden. In einem Land, in dem noch mehrere hundert Braunbären frei leben, gibt es sicher noch viel zu entdecken. Mich werden meine hauptsächlich bergsportmotivierten Reisen allerdings allzu schnell nicht mehr dorthin führen, da ich, in der Woche vor diesem Urlaub, Granit als Kletterfelsen zu schätzen gelernt habe und wohl eher erst einmal diesen Gebieten, in den Alpen und hoffentlich auch einmal in Norwegen,  mein Interesse gilt.
 Teilnehmer: Anna Reiser (17), Christian Dirr (18), Gabriel Rausch (21), Joachim Szaunig (21)
Autor: Matthias Häußler (18)

 

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